Wandern mit Kindern – Teil 1 – Routen planen und Nörgeleien
„Kinder gehören in die Natur!“
Behaupten viele ganz selbstverständlich und sicherlich ist da was dran. Doch nicht alle Kinder sind begeisterte Waldgänger, Bergsteiger oder Insektenfreunde.
Wie bekommt man die Kleinen also vor die Tür?
Wandern mit Kindern – Ein Erfahrungsbericht.
Vorwort:
Ich möchte nicht dass dieser Text als Allheilmittel gelesen wird. Auch nicht als die ultimativen Tipps. Es ist lediglich ein Erfahrungsbericht, bei dem sich der ein oder andere etwas abgucken könnte. Die Texte beziehen sich auf meine Kinder im Alter von 6, 4 und 2 Jahren (Stand Sommer 2021).
DIE ROUTE PLANEN
Uns ist es wichtig die Kinder mit in die Planung einzubeziehen. Gerade dann wenn eines nicht richtig motiviert ist, hilft es enorm, wenn es mit aussuchen darf wo es hin geht.
Worauf haben die Kinder an diesem Tag besonders Lust? Der Wald? Auf einen Berg steigen? Ein besonderer Spielplatz? See? Auspowern? Oder lieber ein ruhiger Spaziergang?
Gemeinsam sitzen wir dann am Rechner und planen den Weg.
Selbstredend laufen wir mit unseren Kindern keine 20km Touren. Es pendelt sich zwischen 5 und 10 Kilometern ein.
KEINE LANGWEILIGEN WEGE
Es gibt wohl nichts langweiligeres als Kilometer für Kilometer in eine Richtung zu laufen und dabei keine Abwechselung zu haben.
Je verzweigter der Weg, desto mehr Spaß haben meine Kinder. Über Stock und Stein zu laufen und nicht zu wissen was hinter der nächsten Abbiegung kommt, ist besonders spannend.
Dennoch kommt man manchmal nicht drumherum lange geradeaus zu laufen. Mit „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Stöcke und Tiere suchen oder einen Blumenstrauß binden, können wir unsere Kinder gut ablenken.
Wir achten auch immer auf kleine „Geheimwege“ – Meine Kinder lieben sowas! Es geht ein kleiner Hügel neben dem Hauptweg hoch? Spannend! Man muss über Baumstämme klettern oder hindurch kriechen? Abenteuerlich!
Mit verschiedenen Apps lassen sich außerdem Insekten und Blumen bestimmen. Ich nutze gerne Google Lens. Dabei habe ich selber schon sehr viel gelernt.
RUCKSÄCKE FÜR JEDEN
Ich werde noch einen extra Bericht zu dem machen was wir an Essen mitnehmen beziehungsweise was allgemein in unseren Rucksäcken ist und welche wir haben.
Vorab kann ich aber sagen, dass unsere Kinder es mögen, wenn sie ihre eigenen Rucksäcke mitnehmen. Dort ist immer eine Kleinigkeit zu essen drinnen (zum Beispiel ein Müsliriegel) und ihre Trinkflasche. Außerdem können sie Stöcke, Steine, Tannenzapfen oder Kastanien sammeln.
Achtet beim Kauf von einem Rucksack bitte unbedingt darauf, dass sie gut für den Rücken sind und lasst die Kinder mitentscheiden.
KINDERWAGEN, TRAGE UND TUCH
Wandern mit Kindern bedeutet für uns nicht, dass jeder jede Strecke komplett laufen muss.
Meine Kinder sind ganz unterschiedlich was die Lauffreudigkeit angeht. Während der Große und der Jüngste sehr gerne und viel laufen, war der Mittlere lange Zeit im Kinderwagen oder in der Trage. Und das ist okay!
Dementsprechend suchten wir die Routen aus. Und vor 7 Jahren auch den Kinderwagen. Mit dem kann man nämlich prima durch den Wald sausen (wobei ich immer empfehle einen Ersatzschlauch für Luftreifen dabei zu haben, denn wenn einem der Reifen auf dem Berg platzt, ist das nicht soooo witzig…)
Nicht jeder Kinderwagen eignet sich für das Gelände, aber für jeden Kinderwagen gibt es passende Routen.
Auch heute haben wir die Trage immer dabei. Sie wird zwar nicht mehr oft genutzt, aber stört auch nicht. Sie ist unser Backup.
Generell kann ich nur raten; Wenn ein Kind nicht mehr laufen kann, dann soll es eine Pause haben. Ob in Form von Kinderwagen, Tragetuch oder auf den Schultern sitzen, spielt keine Rolle.
Uns wurde oft gesagt, der Mittlere würde nie alleine laufen, wenn er immer in den Kinderwagen dürfe. Aber wisst ihr was? Er läuft seit Monaten voller Freude durch den Wald und Berge nach oben! Weil wir ihm die Zeit gegeben haben.
PAUSEN. VIELE PAUSEN!
Wir planen nie im Vorfeld wo wir eine Pause machen. Denn das ist bei jeder Wanderung komplett unterschiedlich. Manchmal machen wir nur eine, manchmal fünf.
Wichtig ist hier; Meine Kinder brauchen öfter Pausen, dafür kürzere. Essen und trinken wird von uns nie verweigert! Durch das hin und her rennen, haben meine Kinder viel öfter Durst als wir Erwachsenen. Deshalb hat es sich für uns bewährt, dass sie ihre eigene Trinkflasche ständig verfügbar haben.
Für längere Pausen bietet es sich an bei interessanten Orten halt zu machen. An einem Bach, bei einer Lichtung oder spannenden Bäumen. Dort machen wir dann öfter ein Picknick und die Kinder können sich austoben.
Generell wandern wir nicht unter Zeitdruck. Es ist egal ob wir 2 oder 8 Stunden unterwegs sind. Das nimmt sehr viel Stress raus.
WENN ALLE NUR NOCH NÖRGELN
Ich weiß dass es oft den Anschein macht, als würden meine Kinder den lieben langen Tag wandern. Als hätten sie den größten Spaß in der Natur!
Das war aber nicht immer so und das ist auch nicht immer so.
Wir haben Wanderungen schon abgebrochen, haben uns aufgeteilt oder sind nach langer Planung gar nicht erst los.
Das ist oftmals ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Die Natur soll Spaß machen. Der Entdeckerdrang soll geweckt werden. Und wenn das nicht machbar ist, dann ist es Stress für alle. Ein Kind „durchzuziehen“, obwohl es keine Lust hat, kann allen den Spaß verderben.
Was für uns wichtig ist:
- Für eine abgebrochene Wanderung niemals das Kind/die Kinder verantwortlich machen! Jede*r hat mal einen schlechten Tag und das ist okay.
- Wenn nur ein Teil wandern geht, ist das legitim!
Fühlt sich ein Kind nicht wohl, geht nur ein Elternteil mit den Kindern wandern die Lust dazu haben. - Nie ein Kind stehen lassen „Dann bleibste halt im Wald und wir gehen nach Hause!“
Ich weiß wie schwer es manchmal fällt, solche Sätze nicht vom Stapel zu lassen, aber durch solche Sprüche werden die Kinder nie Lust haben wandern zu gehen. Sie verknüpfen das Erlebte dann mit etwas Negativem und verweigern beim nächsten Mal eventuell direkt die Kooperation. - Immer ernst nehmen!
Wenn eines der Kinder nicht mehr laufen kann oder nicht mehr will, dann gibt es Möglichkeiten es zu motivieren; Mit einer besonderen Süßigkeit, mit einer längeren Pause oder man trägt es ein kleines Stück. Ich passe mich dann oft dem Schritt des Kindes an und spreche über etwas, dass ihm besonders gefällt; Wir philosophieren über Dinosaurier, sprechen über Minecraft oder überlegen uns Kuchenrezepte. Plötzlich sind wir wieder ein paar hundert Meter weiter und das Kind hat es kaum gemerkt.
Wandern mit Kindern bedeutet oft kreativ werden.
SPAß SOLLTE AN ERSTER STELLE STEHEN
Ich halte mir immer vor Augen, dass es für alle Spaß sein soll. Es geht nicht darum als Erster das Gipfelkreuz zu erreichen. Es geht auch nicht darum eine bestimmte Zeit draußen zu sein oder X Höhenmeter zu schaffen. Wandern mit Kindern soll Freude bringen. Es geht darum Zeit als Familie zu verbringen und die Natur zu entdecken. Ganz gleich wie lang die Route oder wie hoch der Berg ist.
Und nochmal; Eine abgebrochene Wanderung ist nicht schlimm! (Das wiederhole ich gerne, weil ich lange Zeit angefressen war, wenn wir unser Ziel nicht erreicht haben.) Aber der Berg, der Wald, der See ist auch am nächsten Wochenende noch da und dann kann man einen weiteren Versuch starten.
ABSCHLIEßENDE WORTE
Wie oben bereits geschrieben, weiß ich, dass es oft den Eindruck macht, als ob wir 24/7 im Wald wären und meine Kinder dauerhaft Spaß am Wandern hätten.
Bitte bedenkt dass ihr auf Instagram oder bei den Wochenende in Bildern immer nur Teilausschnitte zu sehen bekommt.
Ich kann (und will!) keine Fotos/Filme machen, wenn ich ein weinendes Kind auf dem Arm trage. Doch klar gibt es auch diese Seiten! Habt das bitte immer im Hinterkopf, wenn eure Wanderung mal wieder zur Katastrophe wird. Ich kenne das und weiß wie es ist.
To be continued…
Sonnige Grüße,
Chrissy
- Die verlinkten Seiten sind KEINE Affiliate-Links! Ich habe nichts davon wenn ihr sie besucht oder dort etwas kauft.
Ein Gedanke zu „Wandern mit Kindern – Teil 1 – Routen planen und Nörgeleien“