Mein Weg zu „Dein Sternenkind“

Mein Weg zu „Dein Sternenkind“

Triggerwarnung:
Ich schreibe in diesem Beitrag über die Organisation „Dein Sternenkind“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat das erste und letzte Bild eines Kindes zu fotografieren.

In diesem Beitrag erzähle ich euch wie ich die Organisation gefunden habe und warum es mir so wichtig ist dort zu helfen und sie für Eltern und Fotografen bekannt(er) zu machen.

Ein roter Hintergrund auf dem eine Karte graue liegt mit der Aufschrift "Damit Erinnerungen nicht verblassen" - Kostenlose Bilder - Dein Sternenkind.org
Im Hintergrund ist eine Sternenlichterkette.
Mein Weg zu „Dein Sternenkind“

WIE ALLES BEGANN

Es ist der 02.03.2021
Die OP von meinem Mann ist noch nicht lange her. Er sitzt mit seinem Gipsbein im Bett und arbeitet am Laptop. Unser jüngster Sohn schläft. Mit einem Gips am Arm, denn er hatte sich einen Wulstbruch zugezogen.
Es ist etwa 22 Uhr als ich es mir zwischen den beiden bequem mache. Selber mit Laptop auf dem Schoß. Ich höre zum zweiten Mal in den Podcast der Fotolinsen Matthias und Holger. Vor ein paar Wochen fragten sie mich, ob ich zu Gast sein mag.
Also scrolle ich durch die mehr als 60 Episoden und mein Blick bleibt bei Folge 27 stehen; Dein Sternenkind.

Bis heute weiß ich nicht warum ich ausgerechnet dort angehalten habe.
Schicksal?
Normalerweise glaube ich nicht an sowas, aber so wie sich alles fügte, mag ein Teil von mir den Gedanken nicht ganz ablegen.

Sie haben Kai Gebel zu Gast. Den Initiator der Organisation. Er erzählt was Dein Sternenkind ist und wie er überhaupt dazu gekommen ist sie zu gründen.
Wahrscheinlich war ich während eines Podcasts noch nie so berührt und dankbar zugleich. Kai spricht mit einer Selbstverständlichkeit über das Fotografieren toter Kinder, als wäre es allgegenwärtig. Doch ist es das?
Ja.
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr muss ich feststellen dass es das ist.

ICH WILL STERNENKINDFOTOGRAFIN WERDEN

Die Folge muss ich mehrmals pausieren. Verarbeiten was ich gehört habe. Aufhören sie zu hören kann ich aber nicht. Immer wieder nehme ich die Kopfhörer ab und werfe meinem Mann Stichworte entgegen. Versuche selber in Worte zu fassen, was diese Fotografen für Eltern tun.

Ich habe 3 Kinder geboren. Gesunde Kinder.
Doch bei der Geburt meines zweiten Sohnes ging niemand in dem Raum davon aus, dass er lebend auf die Welt kommt.
Wäre etwas passiert, hätte ich nichts von der Organisation gewusst. Warum eigentlich nicht?
In einer Schwangerschaft sitzt man oft genug beim Arzt. Es werden einem Broschüren wie Bonbons gereicht. Es wird einem erklärt was man unbedingt essen muss. Und was man tunlichst nicht essen sollte. Untersuchungen hier. Untersuchungen dort.
Aber in keiner Schwangerschaft (und ich war bei jeder in einer anderen Praxis, inklusive Vertretungen) wurde mir etwas von DSK (Dein Sternenkind) gesagt.
Freilich, keine Schwangere möchte hören „Herzlichen Glückwunsch sie sind schwanger. Hier! Eine Infomappe über das Fotografieren toter Babys.“ – Aber, ich bin der Meinungen, dass Eltern von der Organisation wissen sollten.
Ob sie sie in Anspruch nehmen, steht auf einem anderen Blatt.

Und mit diesen Gedanken wende ich mich nach Beendigung der Folge an meinen Mann und sage:
„Ich will Sternenkindfotografin werden.“

Eine schwarze Karte auf roten Hintergrund. Darauf steht "Ich setzte den Fuss in die Luft und sie trugt" Hilde Domin.

WARUM NICHT SOFORT?

Wer mich kennt weiß dass ich normalerweise immer alles SOFORT umgesetzt haben möchte. Hier war es anders.
Ich hatte gerade meine Kamera neu und lediglich das Kit-Objektiv (RF 24-105mm). Das Fotografieren damit machte mir noch Schwierigkeiten und ich war weit weg davon Eltern ein schönes Bild ihres Kindes zu schenken.
Fotografisch hätte ich es mir niemals zugetraut. Mental schon.

Und während mein Mann in all den Jahren jede (Schnaps-)Idee von mir mitgemacht hat und immer nach dem Motto lebt „Probier halt aus ob es was für dich ist“, geriet er hier ins Stocken. Nicht, weil er nicht an mich glaubte. Sondern, weil er Angst um mich hätte (und hat), was das Fotografieren von Sternchen mit mir macht. Ich möchte nicht sagen, dass ich das auf die leichte Schulter nehme, aber für mich stand erst mal im Vordergrund fotografisch soweit zu kommen, dass ich mich überhaupt bewerben werde.

Wer hier schon länger liest, der weiß dass ich damals schwankte ob ich mir als erstes ein Tele- oder Macroobjektiv kaufe. Macrofotografie hat mich schon zu Zeiten meines Handys sehr begeistert, das Tele wäre perfekt für meine Schwäne.
Nach vielen weiteren Informationen über Dein Sternenkind, ist mir allerdings bewusst geworden dass ein Macro wichtig ist. Unter anderem deswegen habe ich mich im Endeffekt entschlossen das RF 85mm f2 Macro zu holen.

In den letzten Monaten habe ich gemerkt, dass mir die Bildbearbeitung immer leichter von der Hand geht. Mittlerweile bearbeite ich fast ausschließlich die RAW-Fotos am Rechner. Ich bin mit mehreren Programmen vertraut und habe natürlich sehr viel meine Kinder fotografiert.
Irgendwann kam dann der Moment, bei dem ich dachte „Langsam aber sicher wird das was…“

EIN COMMUNITYTREFFEN UND DIE SPENDE

Seit 2020 schaue ich mir die Livestreams von Ulla Lohmann auf Instagram an. Jeden Sonntag und Mittwoch um 19:30 Uhr gibt sie Fototipps oder nimmt uns mit auf Reisen. Aus diesen Streams ist eine kleine Gemeinschaft gewachsen. Selber nennen wir uns ULFs (Ulla Lohmann Family) – Das Ganze ist aber nicht nur eine Community, sondern Freunde und Familie.
Ende Juli berichtete Ulla davon, dass sie seit ein paar Wochen bei Dein Sternenkind tätig ist. Sie erzählte wie es dazu kam und von ihrem ersten Einsatz. Da ich bis Dato schon andere Berichte gehört hatte, gab es mir nochmal zusätzlich Mut.
Nach dem Stream schrieb ich mit Ulla und erzählte ihr von meinen Sorgen nicht gut genug zu sein. Daraufhin kam ihr die Idee einen kostenlosen Workshop für Interessierte anzubieten, um ihnen Fragen zu beantworten und gegebenenfalls Sorgen zu nehmen.

Im September gab es ein Communitytreffen und ich machte mir den Spaß eine kleine Schatzkiste mitzubringen. Wer die Streams verfolgt, der weiß dass es dort die Kopfkinokasse gibt, in die Ulla fleißig einzahlen muss. Ich wollte diese Kopfkinokasse also vom virtuellen in die reale Welt bringen.
Meine Idee war, dass wir als Community über die 3 Tage verteilt ein paar Cent in die Kiste werfen, sobald etwas eindeutig zweideutig gesagt wird.
Doch wollte ich mir von dem Geld kein Kameraequipment kaufen, sondern der Erlös sollte an Dein Sternenkind gehen.
Ein paar Wochen später zählten Ulla und ich das Geld. Im Endeffekt kamen 400 Euro zusammen, was mich absolut umhaute.
Allerdings schlug der Livestream so große Wellen, dass ich mehrfach angeschrieben worden bin, wo man denn noch spenden könne. Also habe ich die ganze Aktion ausgeweitet. Ulla bekam von mir immer ein Update wie viel Geld wir zusammen hatten.
Eine Woche nach unserem gemeinsamen Livestream, rief sie mich an um mir zu sagen, dass sie Kai Gebel zu Gast habe. Sie fragte mich ob ich auch dazu kommen mag um ihm, symbolisch, die Spende zu überreichen.
Gesagt. Getan.
Ich konnte an diesem Abend der Organisation 1.000 Euro „überreichen“ –
Bis Ende der Woche wurden es dann genau 1.205 Euro, die sich auf Reisen machten.

Ein Bilderrahmen mit einer Sternenlichterkette drumherum. Im Rahmen ist ein Sterin und eine Figur die Ballons fliegen lässt. Drauf steht "Er landet bei dir, weil du etwas gestartet hast. Wir haben auch 2013 etwas starten können, weil es Menschen wie dich gibt.
Ein Sternchenorden für unsere Spendenaktion.

DER LETZTE SCHUBS ZU DEIN STERNENKIND

Wiederum eine Woche später gab es den besagten Workshop. Ulla, Kai, Micha und Oliver machten sich die Mühe einen gesicherten Raum zu schaffen und es gab einige interessierte Fotografen, die zahlreiche Fragen hatten. Etwa zwei Stunden konnten wir uns austauschen. Erfahrungsberichte hören, Fragen stellen, Ängste ansprechen und vor allem auch herausfinden, was denn genau gesucht wird. Am Ende schrieben einige, dass sie sich zumindest Gedanken machten der Organisation beitreten zu wollen. Andere machten gleich ein Portfolio für die Bewerbung fertig. Wieder andere lernten aus diesem Workshop, dass es nichts für sie ist und das ist selbstredend absolut verständlich.

Auch ich machte mich an die Arbeit und wusste, dass ich es nun versuchen werde. Was hatte ich denn schon zu verlieren? Im schlimmsten Fall nehmen sie mich nicht, weil ich fotografisch nicht überzeugen kann. Noch nicht. Denn mir war klar; Die werden mich nicht los! Sobald ich wüsste woran es hapert, würde ich mich dransetzen und an mir arbeiten. Dann komme ich eben in ein paar Monaten wieder und versuche es erneut.

Es ist der 25.10.2021
Ich fülle die DSGVO aus und schicke sie ab. Damit ist der erste Schritt getan.
Am selben Abend komme ich zum Bewerbungsformular und fülle es aus.
Einen Tag später schicke ich noch eine E-Mail hinterher, weil ich vor lauter Aufregung vergessen habe, etwas über mich persönlich zu schreiben. Und um ehrlich zu sein, dachte ich da schon „Oweia, die halten mich für so unorganisiert, dass sie mich bestimmt nicht nehmen.“
Von diesem Tag an schaute ich ständig auf mein Handy ob schon eine Antwort da ist, musste mich aber ein paar Tage gedulden.

Es ist der 04.11.2021
Beim Aufräumen höre ich unseren Podcast. Es ist Folge 77 mit unserem Gast Dirk Primbs von Fotomenschen. Ich höre tatsächlich selten unseren Podcast, da ich ja bei der Aufnahme dabei war. Aber an diesem Morgen war mir danach. Und während ich mich an dieser lustigen Folge erfreue, kommt eine E-Mail. Absender DSK:
„Willkommen bei Dein Sternenkind“

Und ehe ich die E-Mail überhaupt öffne, geschweige denn lese breche ich in Tränen aus.
Ich habe es also tatsächlich geschafft.

Mir fallen in diesem Moment tausend Steine vom Herzen und ich bin glücklich die Organisation nun auch als Fotografin unterstützen zu können.
Ich bin dankbar, so unendlich dankbar, für all die Unterstützung dich ICH auf dieser Reise bekommen habe. Allen voran meinem Mann, der zu 100% für mich da ist und mich auf dem Weg begleiten wird.
Dankbar, dass sich Matthias und Holger dem schweren Thema angenommen haben. Ohne die Fotolinsen wüsste ich von Dein Sternenkind gar nichts.
Für die ULFs, die meine zahlreichen fotografischen Fragen beantworten. Die immer ein offenes Ohr haben und die gespendet haben wie verrückt.
Dankbar, für jeden der gespendet hat. Der die Beiträge geteilt hat. Der über die Organisation spricht.
Für Ulla, die unermüdlich Einsätze macht. Sich für die Sache einsetzt. Und mir seit 2020 nicht nur sehr viel über das Fotografieren, sondern auch über das Leben und den Tod beigebracht hat.

Danke.

Eine schwarze Karte auf roten Hintergrund. In der Ecke befindet sich ein leuchtender Stern. Auf der Karte steht "Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug" Hilde Domin.

Sonnige Grüße,
Chrissy

P.s.: Was das Fotografieren von Sternchen mit mir macht, weiß ich bis Dato nicht, denn ich konnte leider noch keinen Einsatz übernehmen. Aber alleine in einem meiner Kreise ging der Alarm innerhalb einer Woche 9x – Fotografen werden gebraucht.

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2 Gedanken zu „Mein Weg zu „Dein Sternenkind“

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